Für die dritte Ausgabe unserer Meet the Maker-Serie verschlug es uns über unzählige Kurven nach Arosa. Wir besuchten Beat Urech, den Seifenmacher von Arosa. Wir lernten, dass beim Fernsehen doch etwas gutes entstehen kann, wieso man Seifen nicht kocht und wie gut der vermutlich beste Pesto-Zopf der Welt wirklich schmeckt.
Bereits beim Öffnen der Aussentür weht uns ein wohlriechender Geruch entgegen, der nach einem diffusen Gemisch aus Allerlei zu bestehen scheint. Mit dem Öffnen der zweiten Türe lachen uns Irene, Marco und Beat an und das wohlriechende Gemisch aus ätherischen Ölen schlägt uns noch intensiver entgegen. Marco ist gerade daran Schachteln zu falten, Irene prägt Logos in die Seifen und Beat scheint froh, endlich bei der Büroarbeit unterbrochen zu werden. Es dauert keine fünf Minuten und wir halten uns schon die lachenden Bäuche – ein guter Start.
Aller Anfang ist schwer
Bevor Beat eines Abends per Zufall in eine Dokumentation über die traditionelle Seifenherstellung zappte, war er weit von Seifen und Arosa entfernt. Von Zürich aus flog er als Flugbegleiter um die ganze Welt und bewegte sich fernab von Handwerk und Bergwelt. Doch eines Abends, habe er das Wiener Seifen-Urgestein Friedrich Weiss am Fernsehen über seine Seifen sprechen gehört, und sei absolut fasziniert gewesen, erzählt Beat. Er imitiert auch gleich Friedrich in seinem breiten Wienerisch und in der ganzen Werkstatt wird bereits wieder gelacht.
Mit dem Tod Friedrichs starb auch die Idee, die faszinierenden Wiener Seifen zu importieren. Noch immer auf der ganzen Welt unterwegs, begann Beat mit dem Gedanken zu spielen, solche kaltgerührten Seifen einfach selbst herzustellen.
Der Weg zurück nach Arosa
Nach den ersten Fehlversuchen in einer Küche in Kloten gelang die erste Seifenheirat. Der magische Moment, wenn Lauge und Fett optimal miteinander reagieren und Seife entsteht. Damit war ein erster Schritt zum Seifenmacher getan und schnell wurde klar, dass eine Küche den wachsenden Ambitionen nicht gerecht werden konnte.
Beat hatte das kleine Arosa verlassen und gegen die Destinationen der Welt ausgetauscht, beschloss nun aber, mit seinen Seifen zurückzukehren. In der elterlichen Schreinerei gab es genug Platz, einen Teil zur Seifenwerkstatt umzubauen. Neben der Arbeit in der Luft und dem zweiten Standbein als Yogalehrer, fuhr Beat jeweils für einige Tage nach Arosa, um an seinen Seifen zu tüfteln. Die Arbeit in Arosa war zu Beginn Hobby, wurde zum Nebenjob und verdrängte zuerst die Arbeit auf den Flügen in alle Welt, um dann auch die Tätigkeit als Yogalehrer. Und so entschied sich Beat letztes Jahr ganz nach Arosa zurückzukehren. Denn in einer Pandemie, die mit dem Waschen von Händen bekämpft wird, haben Seifenmacher viel zu tun.
Ein Familienbetrieb
Nachdem die Versuche immer besser wurden und sich damit auch der Erfolg einstellte, war Beat auf helfende Hände angewiesen. Für das Rühren, Schneiden, Prägen, Einpacken und Verschicken reichten zwei Hände nicht mehr aus. So sprang Mutter Liz ein und verpackte und verschickte die Seifen Jahrelang, bis auch der Umfang dieser Arbeit zu gross wurde um es nebenher zu erledigen. Darum stiess im Dezember 2020 Irene dazu, die sich seit einiger Zeit voll und ganz um Verpackung und Versand kümmert. Auch Vater Armin wurde involviert, denn mit seiner Idee, in der Schreinerei eine stilvolle Seifenablage aus Arvenholz herzustellen, bekamen die Seifen jene Basis, die ihnen gebührt.
All die helfenden Hände hantierten rund um Beat herum, während er jede Seife noch eigenhändig selbst anrührte. Der Gedanke, daran etwas zu ändern, bestand einfach nicht. Bis eines Tages Marco im Rahmen eines Workshops die Werkstatt betrat. Ursprünglich war er nach Arosa gekommen, um das Humorfestival mit zu organisieren, was er auch für einige Jahre tat. Doch vom Verseifungsprozess derart fasziniert, wollte er fortan keine Festivals mehr organisieren, sondern Seifen machen. Das überzeugte auch Beat und so fand er im Mai 2021 den Lehrling, den er nie gesucht hatte.
Ein Familienbetrieb ist die Maufaktur bis heute geblieben, denn auch wenn die Mutter nur noch sporadisch hilft und der Vater vor allem in der Werkstatt wirkt, so herrscht in der bei der Arbeit eine wunderbar familiäre Atmosphäre.
Wieso man Seifen nicht kocht
Im Gespräch mit Beat wird klar, wie leidenschaftlich er Seifen macht. Insbesondere dann, wenn wir darauf zu sprechen kommen, inwiefern sich seine Seifen von industriell gefertigten unterscheiden. Wie er es bereits im Video erklärte, liegen die grossen Unterschiede bei Temperatur, PH-Wert, Ingredienzen und dem Glyzerin. Grundsätzlich werden kaltgerührte Seifen aus den Bestandteilen Fett und Lauge hergestellt. Dabei wird Fett bei niedriger Temperatur verflüssigt, dann wird mit dem Beimischen von Lauge der chemische Prozess der Verseifung, eine sogenannte Seifenhochzeit, herbeigeführt.
Im Falle einer über Jahre entwickelten Seife, wie sie Beat herstellt, werden unterschiedliche pflanzliche Fette nach Geheimrezept zusammengemischt und gemächlich erhitzt. Wir sind bei der Produktion dabei und beobachten die Blöcke aus Sheabutter und Kokosfett, die vor sich hinschmelzen, wie Eisberge im Sommer.
Mit dem Schmelzen des letzten Fettstückchens kommen wir zum potentiell gefährliche Teil: der Umgang mit Lauge erfordert Sorgfalt, da sie bei Haut- und Augenkontakt zu schwerwiegenden Reizungen führen kann. Sobald die Lauge im Bottich ist, reagiert sie mit dem Fett und es entsteht Seife, reich an hautpflegendem Glyzerin. Die Lauge fungiert dabei nur als chemisches Mittel zum Zweck und von ihr bleiben keinerlei Bestandteile in der fertigen Seife zurück.
Was entsteht, ist die perfekte Basis für eine basische Hautpflege. Erst im letzten Schritt, wird der Seife mit ätherischen Ölen den wohlriechenden Duft hinzugefügt, der uns schon beim Eintreten betörte. In einer grossen Holzkiste verfestigt sich die Seife über Nacht vollständig und kann danach geschnitten, geprägt und verpackt werden.
Beseelte Produkte
Kurz vor Mittag kommt Liz mit einem selbst gebackenen Pesto-Zopf in die Manufaktur und alles steht urplötzlich still. Besonders Marcos Augen glänzen als er uns klar macht, dass es sich dabei um den besten seiner Art handle. Wir probieren und verstehen gleich.
Den ganzen Tag über, den wir bei der Seifenmacher-Truppe verbringen, herrscht eine wunderbar lockere und herzliche Stimmung. Jede involvierte Person hat einen anderen Zugang zu den Seifen, trägt einen anderen Teil zum fertigen Produkt bei. Doch die Leidenschaft, die sie alle für die Seifen, ihre Herstellung, die Zutaten und alles drum herum einbringen, färben auf die Seifen ab.
Nach einem langen Tag fahren wir all die 200 Kurven hinunter nach Chur und kehren in den folgenden Tagen nach und nach wieder in den Alltag zurück, doch Duschen wird nie mehr dasselbe sein.
Natürliche Haar-, Hand- und Körperseife
Dieses Seifenerlebnis möchten wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten. Deshalb gibt es die Seifen in unserem Shop zu finden. Nebst der liebevollen Handarbeit erfüllen die Produkte aus den Schweizer Bergen einige uns wichtige Nachhaltigkeitskriterien. Biologische Grundstoffe, frei von Palmöl und Plastik, recycelbare Kartonverpackung, handgemacht, frei von Farb- und Zusatzstoffen, vegan. Aber jetzt lassen wir Sie erst mal selbst entdecken, hier geht's zu den Produkten. Frohes einseifen!