Aluminium vs. Glas | Damals in den 80ern | Durchbruch mit Energydrinks | Der Rohstoff | Was bringt Recycling? | Weitere Infos
Entweder Sie recyceln bereits elegant und beinahe mühelos mit den grünen Bags oder Sie nehmen die Sache selbst in die Hand und bringen jeden Wertstoff einzeln an sein Plätzchen. Ungeachtet der Methode, für die Sie sich entschieden haben: Wie der Stoff gewonnen wird oder was nach Abholung oder Einwurf mit den Wertstoffen geschieht, ist vielen kaum bekannt. In der Schweiz gehört Recycling zum guten Ton, doch darüber, was das ganze bringt, herrscht wenig Klarheit. Beginnen wir mit Alu und den Vorteilen, die seine Wiederverwertung mit sich bringt.
Vorteile gegenüber Glas
In Sachen plastikfreie Verpackungen hat Aluminium zwei grosse Vorteile gegenüber Glas: Alu-Dosen sind um eine Vielfaches leichter und gehen nicht zu Bruch. Trotz der kleinen Schwäche, nicht wiederverschliessbar zu sein, konnten sie sich breit etablieren. Das liegt an der Entwicklung der Dose selbst, einem schweizweiten Beinahe-Verbot und dem Willen der Branche, auf konsequentes Recycling zu setzen.
Damals in den 80ern
Es gab einen Zeit, da hatte die Alu-Dose einen denkbar schlechten Ruf. Leser*innen die schon etwas länger Bier trinken dürfen, mögen sich vielleicht noch an den „blächeligen“ Geschmack erinnern, der Dosenbier zu seinem Ruf als verachtetes Billiggetränk verhalf. Zudem hatten die Dosen eine unglaublich schlechte Ökobilanz und manch eine*r schämte sich noch in den 80ern, mit einer solch sündhaften Dose gesehen zu werden.
Auch in Sachen Recycling und Umweltschutz herrschten in den 80ern andere Verhältnisse. So kam es beinahe zu einer Eskalation, denn Aludosen mutierten zu einem Littering-Problem. Auch wenn das Wort damals noch kaum bekannt war, so war es das Phänomen: achtlos weggeworfenen Dosen verschandelten Städte und Landschaften derart stark, dass sich der Bundesrat um ein Verbot der Dosen bemühte. Erst mit dem Versprechen der Gründung einer gut schweizerischen Genossenschaft zum Recycling von Alu, konnte der Bundesrat schlussendlich besänftigt werden. Seither betreibt die Genossenschaft Igora Sammlung, Recycling und Öffentlichkeitsarbeit im Dienste der Dose.
Durchbruch mit Energydrinks
Nach der Gründung «Genossenschaft Igora» ging es auch für die Dosen so allmählich wieder bergauf. Entscheidend waren dabei technische Neuerungen: Die Dosen wurden dünnwandiger und so konnte 25 - 30% Material eingespart werden. Mit der Veränderung der Laschen, wie wir sie heute kennen, blieb die Dose und Verschluss zudem auch nach dem Öffnen eine Einheit.
Erstmals 2001 bewies Igora in einer Studie, dass durch die Einsparungen bei der Produktion und konsequentem Recycling eine vergleichbare Ökobilanz wie bei Mehrwegglas und PET erreicht werden kann. Das hat die grossen Detailhändler überzeugt und sie setzten wieder vermehrt auf die Dose. Der endgültige Durchbruch kam dann mit dem Boom der Energydrinks in den Nullerjahren und führte die endgültige Renaissance der Dose herbei. So vervierfachte sich die Menge der gekauften Dosen von rund 2'600 im Jahr 2002 auf fast 10’000 Tonnen in 2017.
Wertvoller Wertstoff
Aluminium ist kein natürliches vorkommendes Metall wie etwa Gold, es muss erst aus dem Rohstoff Bauxit gewonnen werden. Da Bauxit oft nahe der Erdoberfläche vorkommt, wird das Erz im Tagebau gefördert. Das bedeutet, alles was über dem Bauxit lebt und wächst muss weg und kommt in zu vielen Fällen leider auch nicht mehr unversehrt zurück. Gerade in Brasilien, dem drittgrössten Förderungsland, liegt der Rohstoff oft unter sensiblen Ökosystemen wie dem Regenwald verborgen, der Jahrzehnte zur Regeneration benötigt.
Um das Aluminum schliesslich aus dem Bauxit herauszulösen, wird Natronlauge und sehr viel Hitze benötigt. Dabei entsteht der sogenannte Rotschlamm als Abfallprodukt. Dieser enthält feine Eisenpartikel und Natronlauge, sowie je nach Ursprung des Bauxits noch weitere Schwermetalle. Dieser Cocktail muss dann irgendwo deponiert werden. Wegen unsachgemässer Lagerung kommt es jedoch immer wieder zu grossen Schäden für Mensch und Natur.
Aus vier Kilo Bauxit, Natronlauge und sehr viel Energie kann ein Kilo Aluminium gewonnen werden. Die Unmengen an Energie, die dazu benötigt werden, machen die Aluminiumherstellung mit dem Anteil von 6% des weltweiten Strombedarfs zur energieintensivsten Industriebranche der Welt. Hält man sich den immensen Aufwand vor Augen, der für die Gewinnung von Alu betrieben wird, gewinnt eine leere Mayo-Tube doch ziemlich an Wert.
Recycling bringts
Beim Recycling fallen weder Unmengen des giftigen Rotschlamms an, noch muss Regenwald umgepflügt werden. Der grösste Effekt liegt jedoch in der durch das Recycling eingesparten Energie und Co2-Emissionen: Bei der Wiederverwendung von Alu werden lediglich 5% des Stroms benötigt, gegenüber der Gewinnung aus Bauxit. Das sind ganze 20 Mal weniger Strom und Co2-Emissionen.
Zum Glück funktioniert das Recycling in der Schweiz bereits hervorragend und ein Grossteil der Aluprodukte findet ihren Weg zurück in den Schmelz- statt in den Brennofen. Bei den Getränkedosen liegt die Rücklaufquote bereits jetzt bei 90%, doch bei Tierfutterverpackungen und den Lebensmitteltuben sind es erst 80, resp. 60%.
Es gibt also immer noch Luft nach oben. Landen die Futterschalen von Bello und Schnurrli im Abfallsack, geht eine Menge Energie und ein wertvoller Rohstoff für immer verloren. Denn Aluminium kann man beinahe endlos immer wieder einschmelzen und für neue Anwendungen in Form bringen. Drum: Ab in den grünen Bag damit (wenn mit Essensresten verschmutzt kurz mit kaltem Wasser ausspülen) und auf eine neue Runde Wertstoffkarussell.